Einen Grund zum Glücklichsein haben / Sinn erfahren

Der österreichische Psychiater Viktor Frankl hat sich Zeit seines Lebens mit der Frage befasst, wie Menschen den Sinn des Lebens finden. Er machte das nicht einfach vom Schreibtisch aus, sondern in einer der schlimmsten Situationen, die man sich vorstellen kann: Seine Eltern, seine Frau und weitere Verwandte starben im KZ. Auch er selbst war in vier Konzentrationslagern gefangen.

Seine Eindrücke und Erfahrungen im KZ verarbeitete er in dem Buch ‘Trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. Zum Beispiel beobachtet er, dass Mitgefangene, solange sie die Hoffnung haben, ihre Familie wiederzusehen, trotz widrigster Umstände die Kraft zum Weiterleben haben. Wenn sie dann erfahren, dass die Liebsten tot sind, sind einige der Mitgefangenen innerhalb weniger Tage selbst gestorben.

Aus seinen Erfahrungen leitet Frankl einige grundlegende Erkenntnisse ab:

  • Die Menschen suchen nicht das Glück, sondern einen Grund zum Glücklichsein.
  • Wer weiss ‚wofür‘ er lebt, erträgt fast jedes ‚wie‘.
  • Den Sinn des Lebens kann man niemandem geben. Man kann ihn nur selbst finden.

‚Sinn des Lebens‘ hört sich abstrakt und kaum fassbar an; so als ob das wenig mit unserem konkreten Leben zu tun hat. Und doch hat wohl jeder Mensch eine – meist implizite und wenig reflektierte – Vor­stellung von dem, was sein Leben ‚sinnvoll‘ macht oder machen würde. Sinn des Lebens könnte man auch so umschreiben: Einen Grund haben, warum wir am Morgen mehrheitlich gerne aufstehen und abends halbwegs zufrieden auf den Tag zurückschauen können.

Der Sinn des Lebens lässt sich nach Frankl vor allem drei Wegen finden:

  • Im aktiven Tun
    Zum Beispiel in einem erfüllenden Beruf; in einem Hobby, das Freude macht; in­dem wir einen ‚Beitrag‘ an die Welt leisten und dabei erfahren, dass durch unser Engage­ment die Welt ein kleines bisschen freundlicher, menschlicher oder lebenswerter wurde.
  • Im Erleben und Geniessen
    Zum Beispiel im Geben und Beschenkt Werden innerhalb lebendiger Beziehungen oder im Geniessen können z.B. eines Konzerts, der Natur oder schöner Mussestunden.
  • In der Änderung der eigenen Einstellung zu einer unveränderbaren Situation
    Es gibt Situationen, in denen die ers­ten beiden Wege nicht mehr möglich sind; z.B. Schicksalsschläge, eine unheilbare Krankheit, ein schwerer Unfall, der Tod einer nahe­ste­henden Person… Es gibt schicksalhafte Ereignisse und äusserst schwierige, belastende Situationen, die wir selbst nicht verändern können. Dennoch kann in solchen unveränderbaren Situationen Sinn erfahren werden: indem wir unsere Haltung und innere Einstellung zu diesem Ereignis ändern. So schwierig es ist, bei einem solchen Schicksalsschlag die eigene Haltung zu verändern, nach Viktor Frankl ist eine solche Änderung immer möglich – und manchmal sogar überlebensnotwendig.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen