Drei Aufgaben von uns Menschen

Wir Menschen wollen nicht nur irgendwie überleben, sondern wirklich leben, uns freuen können und ein Leben führen, auf das wir gerne und zufrieden schauen können. Über die Jahre wuchs in mir die Überzeugung, dass es im Grunde nur 3 Aufga­ben sind, zu denen wir Menschen sowohl als einzelne Personen als auch als Gesellschaft beitragen können:

  • Entfaltung des eigenen Lebens zur Fülle (individuelle Ebene)
    Das, was wir an Anla­gen und Talenten in die Wiege gelegt bekommen haben und die Lernmöglichkeiten und Erfahrungen, denen wir auf unserem Lebensweg begegnen, sollen wir möglichst nutzen und zur Entfaltung bringen.
  • Wohlergehen aller Menschen (soziale Ebene)
    „Wenn jeder an sich denkt, ist auch an alle gedacht!“ Dieser Spruch mag lustig klingen und nicht ganz ernst gemeint sein. Doch wenn wir uns vorstellen, wie ein solches Leben konkret aussehen würde, dann hört der Spass bald einmal auf. Wenn alle Menschen in unserer Nachbarschaft, alle Freunde, Verwandten und Arbeitskolleginnen nur auf den eigenen Vorteil bedacht wären, dann könnten wir niemandem mehr vertrauen. Wir müssten davon ausgehen, dass alle ande­ren uns hintergehen wollen und müssten uns vor ihnen in Acht nehmen. Sogar wenn wir selbst wohlhabend wären und es uns gut ginge, müssten wir uns vor den Intrigen der anderen schützen. Wir würden vielleicht in einem Paradies leben – aber es wäre ein ein­sames Paradies. Denn wir müssten davon ausgehen, dass die anderen es uns wegneh­men wollen. Wie das konkret aussieht, kann man in Ländern mit grossen sozialen Unter­schieden ablesen. Da sind die Villen der Reichen mit hohen Mauern umgeben und die Eingänge von Wächtern bewacht. Trotz allem Luxus leben sie in einem ‚Gefängnis‘ – wenn auch in einem selbstgewählten.
    Und ein Land, das ausschliesslich ‚an sich selbst denkt‘ kann unter Umständen seinen Bewohnern einen hohen und angenehmen Lebensstandard bieten. Die Kehrseite davon ist, dass es die Grenzen gegen alle verteidigen muss, die auch an diesem Wohlstand teilhaben wollen. Die Stichworte dazu sind bekannt: Lohnexzesse, soziale Konflikte, Ar­mutsmigration, …
    Wohlstand und Reichtum sind meiner Meinung etwas Schönes und durchaus erstre­benswert. ‚Giftig‘ und nicht mehr zu rechtfertigen werden sie erst dann, wenn in unserer Nachbarschaft – und unsere globalisierte Welt ist ein ‚Dorf‘ geworden – Menschen in Ar­mut leben müssen, deren Lebensunterhalt in keiner Weise gesichert ist.
    Deshalb ist es sogar in unserem ureigensten Interesse, dass es auch den Menschen um uns herum gut geht. Auch unser eigenes Leben wird dadurch unkomplizierter, schöner und gewinnt eine ganz neue Qualität.
  • Im Einklang mit der Natur (zukunftsorientierte Ebene)
    Eine indische Weisheit sagt: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern ge­liehen.“
    Dass die Gletscher schmelzen mag für Manche zwar bedauerlich, auf’s Ganze gesehen aber doch eher nebensächlich sein. Die Bewohner von Dörfern, die von Murgängen und Überschwemmungen bedroht sind und die Bauern, denen die Ernte vertrocknet, werden da vermutlich anderer Meinung sein.
    Wenn wir uns nicht im Einklang mit der Natur verhalten, mag dies kurzfristig Vorteile ha­ben. Längerfristig sägen wir damit jedoch den Ast ab, auf dem wir selbst sitzen.

Mir scheint, diese 3 Dinge wären im Grunde genommen gar nicht so schwierig. Eigentlich geht es immer nur um eine einzige Frage: Fördert das, was ich mache – oder nicht mache – mein eigenes Leben, das Zusammenleben von Menschen oder Länder und wird dadurch die Umwelt geschädigt. Die Fach­leute sagen, dass die Erde genügend Platz hätte und uns alle ernähren könnte. Von Ma­hatma Gandhi stammt der Satz „Die Welt hat ge­nug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“
Die Erfahrung lehrt uns, dass es nichts bringt, wenn wir darauf warten, bis ‚endlich die an­de­ren aktiv‘ werden oder wenn wir die Schuld einfach anderen zuschieben. Wir können die an­deren nicht ändern – nur uns selbst. Mir gefällt deshalb der Satz des amerikanischen Ma­nagementberaters Ste­phen Covey: „Einen Teil meiner Zeit, meiner Talente und meiner Mittel setze ich weise zum Nutzen anderer ein.“
Mir ist bewusst, dass das alles schöne Worte sind. Der Schweizer Pfarrer Kurt Marti hat mal gesagt: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, ‚wo kämen wir hin‘ – und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen‘. Wir selbst und die Welt sind beileibe nicht per­fekt. Aber wir sollten wenigstens eine Vorstellung von einer Welt haben, in der alle Men­schen gerne und auch gut leben können. Vermutlich ist das auf absehbare Zeit nur ein Traum. Doch ‚wenn einer allein träumt, dann bleibt es ein Traum. Wenn aber viele träumen, dann ist das bereits der Beginn einer neuen Wirklichkeit‘. (Dom Helder Camera, brasiliani­scher Bischof)   

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