Sind Sie ein Zirkuselefant?
„In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast.“ (Mark Twain)
„Alt genug, um es besser zu wissen und jung genug, um es nochmal zu tun.“
Früher, als im Zirkus noch Elefanten mitreisten, wurden diese mit einer Fusskette angebunden. Wie war es möglich, dass Elefanten, die spielend leicht die Kette hätten ausreissen können, sich dadurch ihre Freiheit einschränken liessen? – Ein Grund war sicher, dass sie gut gepflegt wurden. Vermutlich aber auch, weil ihnen diese Gefangenschaft bestens vertraut war und sie nichts anderes kannten.
Dazu eine kleine Geschichte von Paulo Coelho:
Ein Zirkusdirektor bindet einen noch ganz jungen Elefant mit einem Fuss an einen grossen Baumstamm. So sehr er sich auch wehrt, er kann sich nicht befreien. Ganz allmählich gewöhnt er sich daran, dass der Baumstamm stärker ist als er selbst. Wenn der Elefant erwachsen ist und dann ungeheure Kräfte besitzt, braucht man nur eine Schnur an seinem Bein zu befestigen und ihn an einem Zweig anzubinden, und er wird nicht versuchen, sich zu befreien. Denn er erinnert sich daran, dass er diesen Versuch unzählige Male vergebens unternommen hat.
Vielleicht verhalten wir Menschen uns manchmal ganz ähnlich wie diese Zirkuselefanten: Eigentlich wären wir in der Lage ‚Bäume auszureissen‘ und lassen uns doch an einen ‚Zweig‘ binden.
Wahrscheinlich schränken wir unsere Freiheit und unsere Möglichkeiten stärker selbst ein, als dass dies durch andere Leute, die ‚Umstände‘ oder ‚Rahmenbedingungen‘ geschieht. Mit Gewohnheiten und scheinbar ganz selbstverständlichen Glaubenssätzen, die wir als Kinder gelernt oder uns später selbst angeeignet haben, setzen wir uns selbst Grenzen, wo eigentlich keine sind. Denn oft ist es einfacher und bequemer das zu machen, was wir immer schon gemacht haben und was uns vertraut ist.
Die eigene Freiheit nutzen und etwas Neues machen birgt immer auch ein Risiko in sich. Es ist ungewohnt und wir könnten scheitern. Es braucht Mut, die sicheren Gleise zu verlassen und neue Wege einzuschlagen. André Gide hat wohl recht: „Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren“